MIRA LAAF | ausgewählte Objekte

Text: Cordula Froehlich

„Ich habe Klee und Kandinsky nie über Kunst diskutieren hören.
Die Kunst war ein Thema, das sie allenfalls unter sich oder im Bauhaus erörterten.“1

Genau dieser Bauhaustradition folgt Mira Laaf. Ihr frei geschaffenes OEuvre lässt sich dem Ansatz des „l‘art pour l‘art“ – also der Kunst um der reinen Kunst Willen zuordnen. Dennoch arbeitet die Künstlerin nicht nur intuitiv und abstrakt, sondern verlässt, im Kontext des erweiterten Kunstbegriffes, den zweidimensionalen Raum. Aus mehreren, farbigen Papierschichten entstehen Objekte. Laaf achtet bei der sorgfältig gesetzten Montage von Papier auf klare Linien, die in reduzierten Farbkompositionen auf den Betrachter ausgewogen wirken. Mit der Art des verwendeten Materials ist die Frankfurter Künstlerin in der Lage, das Licht als Variable für das Erscheinungs-bild ihrer Werke zu nutzen. So nimmt die Durchsichtigkeit des Trans-parentpapiers Einfluss auf die Farbwirkung, während die Verwendung von Kartonagen zu Schatteneffekten führt. In ihrer Vorgehensweise schafft die an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studierte Künstlerin Assoziationen zum Design der 70er und 80er Jahre.

Ganz anders die 2020 entstandenen Aquarelle, die die menschliche Figur in den Mittelpunkt stellen. Auch hier lässt sich im schnellen Duktus die Reduktion auf die Linie erkennen. In der Anordnung

der Komposition und der Auswahl der Farbgebung entstehen Figuren und Bewegung. Dabei konterkariert die Diplom-Designerin das dem Aquarell immanente Ineinanderfließen.

Die Schnittstelle der scheinbar konträren Ausrichtungen schafft die bereits an internationalen Ausstellungen beteiligte Mira Laaf in ihrer Serie „Between“. Hier wird Acrylmalerei, die sowohl an Informel als auch an Farbskalenexperimente erinnert, in Glasrahmen montiert, wodurch eine Verbindung zwischen grafischer Genauigkeit und freiem Gestus entsteht.

Die künstlerische Fähigkeit, Dipolaritäten zu vereinen, wird auch bei der akribischen Montage von Zeitungspapier deutlich, da das Material somit dem eigentlichen Zweck der Informationsvermittlung enthoben wird.

Mira Laaf gelingt es, in ihrem OEuvre den Spagat zwischen Angewandter Kunst und freier künstlerischer Tätigkeit auszuloten.

1 Nina Kandinsky in „Kandinsky und ich“, Werner Krüger,
Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1987